- Land der Bambushütten und Pagoden –
Man nennt Myanmar – das ehemalige Burma – das Land der tausend
Pagoden. Wahrscheinlich ist die tatsächliche Zahl ein Vielfaches davon. Wenn
man im Bus oder Zug unterwegs ist kann man oft fünf und mehr Pagoden (Stupas)
gleichzeitig sehen. In den alten Königstädten Mandalay und Bagan, den
beliebtesten Zielen der Touristen, sind es Dutzende. In Bagan mit seinem heute dörflichen
Charakter wurden zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert 5000 Tempel gebaut,
von 2000 stehen noch Ruinen, und eine kleine Zahl ist restauriert. Einige der
Stupas kann man besteigen - es ist steil und anstrengend –, doch man wird mit
einem atemberaubenden Panorama von Pagoden belohnt, das insbesondere im Dunst
des frühen Morgens oder in der Abenddämmerung stimmungsvolle Bilder liefert.
Wer das Erlebnis eines Vogels bevorzugt, kann im Heißluftballon über das Areal
gleiten. Auch in Mandalay, dem kulturellen und religiösen Zentrum des Landes:
Klöster und Stupas soweit das Auge reicht. 50 000 Mönche sollen hier leben.
Die Buddhafiguren mögen im Laufe der Zeit zentimeterdicke Goldschichten
bekommen haben durch die hauchdünnen Blättchen, die die Gläubigen ankleben,
doch die Mehrheit der Bevölkerung ist bitterarm und lebt in Bambushütten ohne
Wasserleitung und oft auch ohne Strom. Das Wasser muss meist aus großer
Entfernung angekarrt werden. Das ist die Realität des einfachen archaischen
Lebens das uns oberflächlich betrachtet so romantisch erscheinen mag. Myanmar
ist ein Agrarland. Über fünfzig Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der
Landwirtschaft. Der Durchschnittslohn eines Arbeiters liegt bei einem Euro pro
Tag. Das reicht kaum fürs Nötigste.. Die vielen Arbeitslosen , über deren
Zahl es keine Statistik gibt, kämpfen ums nackte Überleben. Insofern ist die
Öffnung des Tourismus und die Privatisierung der Wirtschaft ein Segen für die
Menschen. Investitionen werden getätigt, Hunderttausende von Arbeitsplätzen
geschaffen.
Das Erste was der ankommende Tourist vom Myanmar sieht ist die quirlige
Hauptstadt Yangon, in deren Zentrum
die Straßen von Kolonialbauten, arg ramponierten Wohnhäusern und ein paar
fremdartig wirkenden neuen Hotels geprägt sind. In den Außenbezirken
dominieren aber nach wie vor die
Bambushütten. Die größte Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt ist
die Shwedagon Pagode, ein wahrhaft beeindruckendes Bauwerk voller Symbolik und
unermeßlichen Kunstschätzen. Um den großen Stupa im Zentrum der Plattform, zu
der Aufgänge von allen Himmelsrichtungen hinaufführen,
gruppieren sich 68 kleinere, sowie 64 Tempel und Andachtshallen, 72
Pavillons; Buddhastatuen,
Darstellungen der Planeten und Wochentage, mythische Figuren und heilige Bodhi-Bäume.
Der zentrale Stupa ist, sagt man, mit
60 Tonnen Gold überzogen. Der Schirm und die Kugel, die ihn krönen als Symbole
des Himmlischen sind mit Tausenden
von Diamanten, Saphiren, Rubinen und goldenen Glöckchen verziert. Der größte
Diamant, der die Spitze bildet, hat 76 Karat. Tausende von Gläubige kommen
jeden Tag zur Shwedagon Pagode um ihrem Religionsstifter zu huldigen und seinen
Segen zu erbitten. Auch die Touristen tauchen ein in die wunderbar friedliche
Stimmung.
Es gibt noch eine Reihe weiterer sehenswerter Pagoden in Yangon.Ebenso
einen Besuch verdienen das nationale Museum und der Kandawgyi See. Für einen
interessantenTagesausflug ist Bago zu empfehlen.
Zur Reiseroute der meisten Touristen gehört der Inle See im Nordosten
des Landes, berühmt wegen seiner Ein-Bein-Ruderer und der schwimmenden Gärten.
Und um sich von den Anstrengungen der Besichtigungstouren zu erholen kann man
wunderbar am Meer entspannen. Ngapali, Chaunggtha und Ngwe Hsaung sind die
bekanntesten Strände, und die mit guter Infrastruktur. Ngapali, im Angebot der
Reiseveranstalter, ist vielleicht die beste Alternative, die anderen zwei sind
leicht vonYangon aus zu erreichen, mit Taxi, Bus oder Schiff. Von den beiden hat
Ngwe Hsaung den schöneren Strand und bessere Hotels aber sonst nicht viel zu
bieten. Chaunghta ist der Badeort der Einheimischen und sehr kurzweilig. In
guten Restaurants gibt es die leckersten Meeresfrüchte zu niedrigen Preisen.
Die Touristikunternehmen bieten pauschale
Gruppenreisen an oder persönliche
Reiseleitung, was in Myanmar vergleichsweise sehr preiswert ist. Es besteht auch
die Möglichkeit sich aus Bausteinen das Programm selber zusammenzustellen. Auch
für Individualtouristen empfiehlt es sich – soweit möglich -
Inlandsflüge und Hotels von zuhause aus zu buchen, da die Preise
wesentlich niedriger sind als vor Ort. Im größten Teil des Vielvölkerstaates
kann man sich mittlerweile frei bewegen, Restriktionen bestehen u.a. noch in
Teilen der Shan- und Karen-Regionen. Die allermeisten Straßen sind in einem
verheerenden Zustand. Deshalb empfiehlt es sich, größere Strecken nicht mit
dem Bus zurückzulegen, und wenn, dann nicht mit den alten überfüllten
staatlichen, sondern mit den moderneren privaten Express-Bussen. Mietwagen mit
Fahrer ist eine Alternative mit optimalem Verhältnis von Preis, Leistung und
Erlebnis . Auch bei den Zügen gibt es staatliche und komfortablere private, nur
annähernd europäischen Standard sollte man nicht erwarten. Myanmar ist von
zahlreichen großen und kleineren Flüssen durchzogen. Wo Orte durch
Schiffverkehr verbunden sind, sollte man davon Gebrauch machen; diese Art des
geruhsamen Reisens, wo die Landschaft langsam an einem vorbei gleitet, ist ein
echter Genuß.
Als beste Reisezeit gilt Ende Oktober bis Ende Februar, allerdings kann
es in dieser Zeit im Norden (Mandalay, Bagan, Inle See) abends empfindlich kühl
werden, auch unter 10 Grad. März bis Mai ist meist trocken, aber sehr heiß.
In Myanmar sind die touristischen Pfade noch nicht ausgetreten. Für letztes Jahr wurde eine Besucherzahl von 600 000 genannt, das bedeutet eine Verdreifachung in vier Jahren. Viele Ecken gibt es nicht mehr auf dieser Welt, wo die Menschen noch so unverdorben, und trotz aller Mühsal des Lebens so fröhlich und liebenswürdig sind. Die Begegnung mit ihnen ist vielleicht das größte Erlebnis einer Reise nach Myanmar, und die schönste Erinnerung, die man mit nach Hause nimmt.
Heiko
Trurnit