Von
10.
bis 31. Ma
Achtzehn Stunden sind wir
letzten Endes unterwegs, als wir gegen 11 Uhr nachts in New Orleans landen: 9
Stunden von München nach Washington, 6 Stunden Aufenthalt, 2 Stunden Flug nach
New Orleans. Der über das Reisebüro gebuchte Taxi-Transfer klappt nicht –
unser Taxi ist mit 28 Dollar zum Hotel
ohnehin billiger, und wir werden uns das Geld später wieder zurückholen.
Recht schön, das Hotel
Omni Royal; und mitten im French Quarter (St. Louis Street).
Am Morgen ist es warm und
schwül. Frühstück gibt’s im Café Market Place, weil vorm Café du Monde
(die berühmten Beignets!) eine lange Schlange steht. Anschließend
Bummel durch French Market, die ganze Altstadt. Gaukler, Maler,
Handleser, Wahrsager, Musiker, lebende Denkmäler, in der Royal Street Jazz
Bands... – es ist ordentlich was los. Der Mississippi-Dampfer Natchez, noch so richtig mit altem Rad-Antrieb und hohen Decks,
wartet auf Passagiere, vom Dach pfeift die Dampforgel ihre Melodien.
Im Audubon
Aquarium of the Americas gibt’s natürlich jede Menge farbige Fische,
Taucher spielen mit Haien, Alligatoren, Schildkröten. Papageien klettern in den
Zweigen der Bäume herum und kreischen. Abendessen bei Tulague: Bilder der Gäste
Roosevelt, Truman, Eisenhower, De Gaulle an den Wänden akzeptable Preise. Guter
Jazz in der Preservation Hall
mit Jamil Sharif. Die Bourbon Street proppenvoll, Musik aus jeder Kneipe,
schwarze und weiße Bands, Jazz und Cajun
Music, viele Junge Leute mit bunten Ketten um den Hals. Burschen versuchen,
solche Ketten von den überfüllten schmiedeeisernen Balkonen aus den Mädchen
unten um den Hals zu werfen – wer die meisten erwischt, ist natürlich die
Queen... Stimmung wie auf dem Oktoberfest.
Am nächsten Tag haben
wir ab 8.15 Uhr die Swamps Tour
gebucht (bis 12.30 Uhr) - Abholung
am Hotel. Die Führer im Bus und
Boot quatschen unentwegt. Langsam geht’s durch Flüsse und Kanäle. Spanish Moss hängt von den Zedern. Die Bayous sind verschwiegene kleine Natur-Kanäle durch den Dschungel;
Reiher, Schildkröten, Racoons im Gebüsch,
Alligatoren lassen sich mit Ködern an der Angelschnur aus dem Wasser ziehen.
Nachmittags in den
Garden District – mit der Tram aus der Jahrhundertwende. Die Gräber im
Lafayette Cemetary sind kleine
Kapellen – ein Friedhof, wie wir ihn eher aus Mittelmeer-Ländern kennen, während
die Amerikaner sonst große Wiesen mit kleinen liegenden Grabsteinen
bevorzugen... Große Villen mit Terrassen, Balkonen und Balkönchen, Erkern und
Erkerchen und viel Holz, schön angelegte Gärten, riesige Allee-Bäume. Im Red Fish Grill in der Bourbon St. ordentlich gespeist. Später in einer Cajun
Music Kneipe: Allen Fontenor and his
Country Cajuns. Offenbar eine Familien-Band – die
Oma schrubbt das Waschbrett, gibt es ab und zu an einen mutigen Gast weiter...
Viele Touristen, vorwiegend Amerikaner. Deutsche treffen wir kaum. Dicke,
schlampig gekleidete Leute.
Nach dem Frühstück in
einem kleinen französischen Café holt uns eine kleine dicke Schwarze von Avis ab zur Auto-Übernahme: der bestellte 4 doors Compact Car ist nicht da, dafür bekommen wir ohne Aufschlag
einen geräumigen Chrysler Van Town and
Country. Er trägt uns zu den berühmten
Plantagen-Häusern: als Erstes San
Francisco, 1856 erbaut von Edmond Bozonier Marmillon unter dem Namen Sans
Fruscins (= „ohne einen Pfennig in der Tasche“ – was vermutlich nach
dem Bau der Wahrheit entsprach). Seine Schwiegertochter Louise Marmillon, geb.
von Seybold aus Bayern, richtete es feudal ein. Eigentlich hieß sie Ludovika
Ottilie Josepha Pauline; ihr Großvater hatte als königlich bayerischer
Oberforstrat den Adelstitel erworben, wie wir später herausfinden. Sie
heiratete Warfin B. Marmillon in München, wo er auch bleiben wollte – da
starb plötzlich sein Vater und die junge Plantage mit dem schönen Haus wartete
auf den Erben... Oak Alley mit schönen
Säulen und seiner gewaltigen Allee aus 300 Jahre alten Eichen ist die nächste
Station, dann Nottoway Plantation.
Hier gibt es mehrere Gästezimmer. Das Haus spielt eine Hauptrolle im Film
"Mississippi Delta – im Sumpf der Rache" mit Kelly Lynch und Alec
Baldwin. Hässliche Industrieanlagen rings um die schönen Plantagen-Häuser am
Missisippi (den man wegen der
Hochwasser-Dämme nicht zu sehen bekommt).
Weiter Richtung Westen
nach Lafayette: wir
besuchen das museale Acadian
Village, original Cajun-Häuser, einige im alten Stil dazugebaut (z.B. die
Kirche) – romantisch, aber eher enttäuschend; wir mussten lange durch die
Stadt kurven, um die kleine Siedlung zu finden. Dort sind wir die einzigen
Besucher. Immerhin wird auf unseren französischen Gruß am Empfang gleich französisch
geantwortet. Wir kaufen dem Blacksmith,
der gerade einsam in seiner verräucherten Schmiede arbeitet, einen
handgeschmiedeten Haken ab. Nun durch das Sumpfland und Cameron Refuge nach Cameron an einer Einbuchtung des Golf von
Mexico, zum Teil über Straßen auf Stelzen durch die Sümpfe. Am stillen
Fischerhafen einige Kähne, die mit zahlreichen Hebebäumen als Krabbenfischer
ausgerüstet sind. Zum Essen im Outrigger
Restaurant (wir sind fast die einzigen Gäste) bekommen wir keinen Alkohol.
Beängstigende Finsternis und Menschenleere in dem kleinen Ort.
Auch die Cajun
Riviera am Golf von Mexico wollen wir kennen lernen; und landen in Holly
Beach – menschenleer, Strand enttäuschend (nicht weiß, nicht sauber, starker
Wind). Na ja, keine Saison ... Interessanter wird’s dann
im Sabine Wildlife Refuge; auf
dem Trail Vögel, Hasen, Schildkröten,
schließlich ein großer, dicker
Alligator direkt am Weg. Wir ziehen einen langen Umweg vor, um ihn nicht
passieren zu müssen. Durch Houston starker, aber stets fließender Verkehr.
Rast am Freeway. Am Buffet gibt es – wie fast immer –
vorwiegend Chicken; und alles paniert.
Überraschend freundlich
und intim sind manche Teile von San Antonio. Wir übernachten im Holiday
Inn. Der Zimmerpreis sagt wenig aus, da kommen noch City-Tax, State-Tax und
County-Tax drauf. Bummel zur alten spanischen Kirche San Fernando, dann zum unterhaltsamen Riverwalk, 4,2 Meilen am Flüsschen entlang. Lokale, Brücken,
Wasserfälle, Blumen, Bäume, Restaurants, Musik – eine wirkliche Sehenswürdigkeit.
Bei einem Italiener kehren wir ein.
Frühstück im
Hotel-Zimmer mit Kaffee und Cookies. Nach Carlsbad
Caverns National Park steht uns der Sinn. Wie in New Orleans heißt es:
wieder die Uhr eine Stunde zurückstellen: Erst Eastern,
dann Central,
nun Mountain Time, ab jetzt 8
Stunden Zeitunterschied zu München. Dadurch schaffen wir es noch am gleichen
Nachmittag (nach einigen Stunden Wüstenfahrt), die größte begehbare Höhle
der Welt zu besichtigen. 230 m mit dem Lift nach unten gefahren. Fast zwei
Stunden durch phantastische Hallen gewandert – eine Art versteinerter
Zauberwald mit immer neuen Aus- und Anblicken. Sehr kalt. Einige Leute frieren.
Hotel Best Western in White's City.
Gegen Abend, 7.45 Uhr PM,
nochmal zurück zur Höhle – an einen anderen Eingang, zur Bat
Cave. Werden gestoppt wegen Geschwindigkeitsüberschreitung – 56 statt 40
MPH, behauptet der Ranger und lässt sich Papiere zeigen. Mit der Ermahnung, nun
nicht mehr über 40 zu fahren, entlässt er uns großmütig. Auf dem Parkplatz
stehen einige Leute im Kreis: "Eine Schlange", warnen sie. Erst als
wir ihr Porträt aus 1 m Entfernung geschossen haben, wird uns klar, dass es
sich um eine Klapperschlange handelt, die auch fleißig mit erhobenem Schwanz
die Rassel schüttelt; da sorgen wir schnell für ein bisschen mehr Abstand...
Vor der Bat-Cave: wir sitzen wie in
einer Arena. Und warten. Plötzlich: eine Million Mexican Freetail Bats (Murciélagos Mexicanos de Cola Libre) fliegen
innerhalb einer halben Stunde aus der Höhle. Alles ist muchsmäuschenstill,
lautloses Schwirren, keiner darf blitzen. Wir erfahren: sie
kommen im Morgengrauen in kleinen Gruppen zurück – vollgefressen mit
Insekten, um sich dicht an dicht und kopfunter an die Decke der stockfinsteren Höhle
zu hängen, jede an ihren alten Platz.
Außentemperatur in Pecos/Texas
95 bis 98 Grad Fahrenheit = 37 Grad
C.
Nach gut drei Stunden
Fahrt erreichen wir am nächsten Morgen das White
Sands National Monument und kaufen gleich einen Ausweis für alle National
Parks und Monuments für 50 Dollar (2 Personen). Stapfen durch die riesigen weißen
Dünen aus Gips-Sand, die wie Schneeverwehungen in einer glühenden Landschaft
liegen. Ein Schneepflug beseitigt die Sand-Verwehungen. Eine freigekehrte Arena
schaut aus wie ein riesiger Eislaufplatz. Unterstände sorgen für Sonnenschutz.
Kinder rutschen auf dem Hosenboden die "Schneehänge" hinunter.
Hinter Las Cruces leitet
die Polizei den ganzen Verkehr aus, prüft kurz die Pässe, holt nur uns heraus,
verschwindet mit den Pässen im Häuschen: Deutschland – da kamen doch die
Terroristen vom 11. September her?? Immerhin wird unsere saure Terroristen-Miene
mit einer lahmen Entschuldigung quittiert. Nach Stunden passieren wir
Albuquerque und landen dann in Santa Fé, im Hotel La
Fonda. Ältestes Hotel, in Adobe-Bauweise, an der Plaza ("seit
1610"). Spaziergang zu anderen interessanten Adobe-Häusern (im Pueblo-Stil),
St. Francis of Assisi-Kirche, Loretto
Chapel, ältestes Haus. Der ganze Ort scheint eine Art Disney-Land für auf
alt getrimmte schicke Pueblo-Häuser zu sein. Viele Skulpturen an den Straßen,
in den Gärten, oft der Heilige Franziskus, konventionell und modern. Abends müssen
wir uns wärmer anziehen – es wird sehr kühl (bei tagüber noch immer über
30 °C). Abendessen spanisch im Restaurant El
Meson.
Auch am nächsten Morgen
ist es kalt. Nach dem Frühstück in
einem Café (im Hotel-Komplex) mit sehr guten Croissants ein Abstecher zum Bandelier National Monument. Eine Stunde laufen wir an
vorkolumbianischen Höhlenwohnungen in gewaltigen Felshängen aus der Zeit ab
ca. 1300 vorbei, gebaut von Anasazi-Indianern, den Vorgängern der
Pueblo-Indianer. An die Felswände haben sie Steinhäuser dazu gebaut. Das Tyuonyi im Frijoles Canyon
war einst ein dreistöckiger Bau mit 400 Räumen im Halbkreis um einige Kivas
(heilige runde Erdtempel). Wir erkennen noch die Grundmauern. Erdhörnchen
suchen, in den Sträuchern hängend, nach Futter.
Auf einer kurvenreichen,
landschaftlich interessanten Nebenstrecke steuern wir das Indianer-Heiligtum El
Santuario de Chimayo an. Hübsche kleine Kirche, knallbunter Altar in Indianerfarben,
viele Votivtafeln, heilige Erde (ehemals heilige Quelle), jeder (viele Indianer)
nimmt sich eine Handvoll mit.
In Taos
Pueblo verlangen die Indianer teure Eintritte: für Senioren 2 x 8 Dollars +
10 Dollar fürs Fotografieren. Aber das lohnt sich, handelt es sich doch um ein
authentisches Pueblo, wie es der
spanische Conquistador Francisco Coronado 1540 hier in der Gegend vorgefunden
haben soll. Mehrstöckiges Langhaus, aber auch Einzelhäuser. Zugang zu den
oberen Stockwerken über Leitern, die einfach hochgezogen wurden, wenn der Feind
nahte... Tacos bei einem freundlichen
Indianer gegessen (zu dem sich aber sonst niemand hereintraute). Er erklärt die
Funktionsweise der Lehmöfen zum Brotbacken: 45 Minuten heißes Holz-Feuer,
Asche rausräumen, Fladen rein, in 20 Minuten ist das Brot gebacken. Hören und
kaufen Flöten-Musik vom indianischen Neffen bzw. Sohn der Musiker, spricht gut
deutsch (wie einige Gesprächspartner, die als Soldaten in Deutschland dienten).
100-150 Indianer leben noch hier, manche haben noch ein Häuschen außerhalb.
Weiter auf enger Straße
von Taos nach Tres Piedras – Carson
National Forest (wieder sehr
hoch geklettert, so dass wir Schneereste sehen). Bis Chama sehr einsam,
unbewohnt, dann Ranches mit Pferden und Rindern. Abends in Durango im Holiday
Inn. Chic essen im Strater Hotel in
der nach Jahrhundertwendeart herausgeputzten Main Street.
Berühmt ist Durango u.
a. wegen seiner alten Durango-Silverton-Railway,
9 Stunden Fahrt durch die Berge kosten 55 Dollar pro Person.
Das sparen wir. Zugunsten des Mesa
Verde National Monument. In den hoch gelegenen Klippen zahlreiche Gebäudekomplexe
aus der Zeit zwischen 1200 und 1300. Vorher hausten die Indianer ab ca. 600 in
Pueblos auf dem Hochplateau darüber (wo heute noch Reste des Sun
Temple zu sehen sind). Wir fahren die zwei östlichen Loops ab. Cliff Palace (früher
über 200 Räume und 23 Kivas) und Balcony
House, Oak Tree House, New Fire House,
Square Tower House. Trail zum Soda
Canyon mit Overlook zum Balcony House.
Unterwegs Richtung Utah
genießen wir wieder einmal (ohne viel Freude daran) Mexican
Food – anschließend Abtransport der umfangreichen Reste mit Container (zu dem der alte doggy
bag inzwischen mutiert ist) zu unserem Van.
Four
Corners heißt das nächste Ziel. Hier – und nur
hier – stoßen vier USA-Staaten zusammen: Utah, Colorado, Arizona und New
Mexico. Ein Monument, wo jeder, der noch vier Glieder hat, mit jedem in einem
anderen Staat sein kann. Rundherum Indianer-Verkaufs-Stände: Waffen, heilige
Gegenstände, Kleider... Und natürlich T-shirts; zum Beispiel mit der Kokopelli Bean Doll (Flötenspieler).
Weiter nach Utah am
Nachmittag. Schlimmer Unfall auf kerzengerader Straße durch die Einöde. Ein
Pkw liegt auf dem Dach im Straßengraben. Kurz vor Torschluss sind wir im Natural
Bridges National Monument: Sipapu Bridge, Kachina Bridge, Owachoma Bridge.
Beeindruckende Canyon-Landschaft. Außer uns fast niemand hier. Vergebliche
Quartiersuche in Hite Marina am riesigen Stausee Lake Powell. Monumentale Felswände
und rote Sandstein-Türme mit hellen Hauben nördlich des Sees. Wir landen
schließlich in unserem Quartier, das wir erst für morgen gebucht haben: Best
Western in Torrey. Spätes Abendessen – die letzten Gäste kommen wie in
Spanien um halb zehn!
Am nächsten Tag,
Sonntag, sind wir im Capitol Reef National
Park. Und packen gleich einen ordentlichen Trail an: vom Ende der Gravel Road vor Capitol Gorge
zum Golden Throne. Zwei Stunden hin
und zurück. Sehr heiß, wenig Leute. Nach einer Siesta im Bus noch eine
75-Minuten-Wanderung zu den tanks,
waterfolds (Wassergruben) oben im Gebirge, die jetzt allerdings
trocken sind. Aussicht auf skurrile Gebirgsfaltungen. Graffiti von 1888 an
glatter Felswand – die würden würde heute wohl teuer... Auf dem Highway 24
noch die Felszeichnungen der Fremont-Indianer vor 1250 besichtigt. Wo der
Fremont River in einen Wasserfall übergeht: Eine interessant behaubte
Entenmutter mit neun Jungen schwimmt ängstlich hin und her, weil sie nicht den
gefährlichen Wasserfall hinunterstürzen will (was einige junge Männer zum
Gaudium ihrer Mädchen tun). Abendessen im rustikalen Rim
Rock Inn, Torrey.
Von Capitol Reef, Best
Western, nach zwei Nächten abgereist. Interessante Fahrt zum Bryce
Canon National Park. Unterwegs viele Fotos – die unterschiedlichsten
Landschaften. Um 13 Uhr in der Bryce Canon
Lodge. Zimmer erst um 16 Uhr beziehbar. Gleich auf den Trail. 3 Stunden Navajo
Trail und Peek-A-Boo-Trail, sehr
steil, mitten in die Wälder aus gelbrotbraunen Felssäulen hinein; dann weiter
über Bryce Point (wenig Leute) auf
dem Rim Trail zum Inspiration Point, Sunset Point (dort ist immer mehr los), Sunrise
Point. Immer rauf und runter. Zwischendurch Brotzeit (Toast vom Frühstück
und Apfel). Ein spektakulärer Canyon; für uns der aufregendste der USA. Frauen
arbeiten bei den Trail-Reparaturen. Eine Reitergruppe begegnet uns auf steilem
Pfad. Heute nicht so warm, 21 Grad C, sehr windig. Abendessen in der Lodge.
Reservierung nur um 5.00 oder 6.00 oder 8.45 Uhr möglich (eine große französische
Reisegruppe blockiert den Speisesaal). Entscheiden uns für 8.45 Uhr, um vorher
noch Sunset-Aufnahmen zu machen.
Am nächsten Morgen schon
um 6 Uhr auf und 2 Stunden. unterwegs, um den
berühmten Sonnenaufgang im Bryce Canyon
zu fotografieren. Saukalt, 3 Grad C, und eiskalter Wind; der Bryce-Canyon
liegt 2700 m hoch. Frühstück in
der Lodge. Fahren durch den Red Canyon und
die Cedar Breaks Mountains; Schneetreiben und bis zu minus 6 Grad C.
Auto zieht schlecht - wegen der Höhe? In St. George Mittagsrast und im
Visitor-Center/Handelskammer Telefonversuch nach Deutschland. Aber niemand im
Haus kennt den Vermittler für Ferngespräche, auch der Operator in der zuständigen
Telefonzentrale ist überfragt!
In den nächsten Tagen
nach Santa Clara zum Haus von Jakob Humbling (einem Mormonen-Pionier mit zwei
Frauen) und zum Winterhaus von Brigham Young (nach Joseph Smith der Prophet der
Latter Day Saints, führte die Mormonen nach Salt Lake City). Ken Parkes führt
uns durch die Ausgrabungen von erhabenen (plastisch nach oben gewölbten)
Dinosaurier-Spuren.
Im Snow
Canyon State Park von Ivins: Dunkelrote Sandsteinwände, versteinerte gelbe
Sanddünen, Lavaströme – eine vielseitige Landschaft. Am nächsten Tag zum Zion
National Park. Mit dem Auto durch den Tunnel bis zur Checkerboard
Mesa.
Mit dem Shuttle
für einen kurzen Trail zum Weeping Rock.
Interessante
Blumen: Shooting Star (lila), Columbines
(gelb), Monkey Flower (rot). Dann zum Riverside
Walk, geht in Wirklichkeit – in den Virgin
River Narrows – nach dem Temple of
Sinawawa mitten im Fluss weiter,
der bei höherem Wasserstand oder plötzlichen Gewittern gefährlich wird.
Kletterer in der Steilwand.
In Salt Lake City führen
uns die „Heiligen der letzten Tage“ ihren
Film über die Mormonen-Passion vor – sehr dramatisch, laut und erschütternd
und nicht gerade für die vielen anwesenden kleinen Kinder geeignet; die
Zuschauer heulen zum Teil. Lunch im 10. Stock des Joseph
Smith Memorial Buildings mit herrlicher Aussicht auf den Tempel-Bezirk).
Abends gestaltet sich die Suche nach einem Glas Bier in der „alkoholfreien
Stadt“ zu einem Abenteuer. Schließlich werden wir in einer Minute Mitglied in
einem "Privat-Club" und haben als solches Anspruch auf gutes Bier oder
Cocktails Margarita – bei lauter Musik in allen Stockwerken, ganz
unmormonisch.
Am Sonntag hören wir um
halb zehn vormittags live das Gleiche wie Millionen Amerikaner am Radio: den Tabernacle Choir von Salt Lake City. 250 (der insgesamt 360) Sänger
mit Orchester gestalten die Sonntags-Übertragung des Rundfunks für alle Teile
der USA – wie seit 73 Jahren (älteste Sendung überhaupt). Führung durch den
Temple Square mit Hostessen aus aller
Welt; für uns: Frau Hesselbach aus
Braunschweig. Das Conference Center
fasst 20 000 Leute.
Wir fahren zum riesigen,
fröhlich wirkenden Friedhof über der Stadt. Heute ist Memorial
Day, d. h., alle Gräber (genauer: die flach liegenden Grabsteine ohne
sonstige Zutaten) sind frisch mit Blumen geschmückt). Dann zum Capitol.
Herrliche Aussicht über die City. Schließlich wollen wir noch den Großen
Salzsee sehen – er liegt weiter entfernt als geahnt– und finden uns in Antelope Island wieder.
Ziemlich kompliziert, das Schwimmen in diesem Lake; zum Teil stinkt das trübe
Wasser, und es ist sehr seicht, aber es trägt uns. Abends walken nur wir zum
Essen durch die menschenleere Stadt ins Plaza
Center. Piastra's Restaurant: überfreundliche Bedienung, Essen mäßig.
Am Montag steht eine
Busfahrt nach Heber City auf dem Plan. Heber
Railroad Creeper/Soldier Hollow Express steht auf dem Zug mit offenen
Waggons, gezogen von einer dunkel qualmenden Dampflok. Bummel durch Park City
– während der Olympischen Winterspiele in diesem Jahr 2002 Sin
City (weil Alkohol-Ausschank und Prostitution ausnahmsweise erlaubt waren).
Hauptsächlich Shopping Center. Zurück in Salt Lake City: Im riesigen Hotel Little
America gibt es Alkohol nur in Verbindung mit Essen. Aber das hatten wir
schon. Am nächsten Tag werden wir hungrig hierher kommen ... Da darf allerdings
nicht unser Ober den Wein bringen – er ist noch keine 21 Jahre alt; dafür ist
eine ältere Bedienung zuständig!
Am Donnerstag, 30. Mai,
geben wir den Mietwagen nach knapp 6000 Kilometern problemlos wieder zurück –
allerdings in Salt Lake City und nicht in New Orleans. Das kostet 500 Dollar
extra. Nach Stopp in Denver und Washington landen wir schließlich wieder in München
– mit voller Kamera und leerem Geldbeutel.
Brigitte und Hanno Trurnit