CHIHUAHUA

Chihuahua  kennt man ja . Ist doch ein Hit von DJ Bobo. Und diese präkolumbianische  Rasse der niedlichen  Hunde, die nur so um die zwei Pfund wiegen. Wer aber hierzulande kennt schon Chihuahua, den größten Staat Mexikos, der im Norden des Landes liegt und an die USA angrenzt?

 

Dabei ist  die 65 000 qm umfassende einzigartige  Bergwelt der Westlichen Sierra Madre  in Chihuahua atemberaubend : Mit Canyons  länger als der viel bekanntere Grand Canyon des Colorado, mit tieferen Schluchten (bis zu 1879 m), unzähligen Flüssen, Wasserfällen und Höhlen,  ist die Sierra Madre und vor allem sein Herzstück, die Sierra Tarahumara, ein Paradies für Naturliebhaber. Am schönsten  erschließt es sich auf einer Fahrt mit dem komfortablen Chihuahua Pacifico, kurz Chepe genannt. Die Bahnstrecke , 1961 eröffnet, ist eine Meisterleistung der Ingenieurkunst: 2420 Höhenmeter mussten überwunden und 37 Brücken sowie 86 Tunnel unter schwierigsten Bedingungen gebaut werden. Die längste Brücke – über den Rio Fuerte - misst etwa 300 m, die höchste spannt sich 100 m  über den Rio Chinipas. Um eine der spektakulärsten Bahnabenteuer der Welt zu erleben startet man um 6 Uhr morgens von der am Pazifik gelegenen Station  Los Mochis aus. Nach etwa 7 Stunden erreicht der Zug in 2245 m Höhe Divisadero , wo man die Fahrt am besten beendet weil die zweite Hälfte  über das Hochplateau nach Chihuahua City (zumindest ab Creel) zwar auch interessant aber längst nicht mehr so eindrucksvoll ist.

 

 In  Divisadero gibt es drei Vier-Sterne-Hotels, jedes an einem  Schwindel erregenden Aussichtspunkt, der den weiten Blick frei gibt in die grandiose Barranca del Cobre , den Kupfer Canyon. (Auch einfachere Unterkünfte stehen zur Verfügung).

 Schöne nicht zu anstrengende Wanderwege führen durch Pinien- und Eichenwälder zu weiteren Aussichtspunkten, dem Elephant View, dem Mirador Volada und dem Ladder`s View.  Letzterer heißt so weil die in den Tausend  Meter tiefer liegenden Tälern  wohnenden  Tarahumara-Indianer  hier an Leitern hochklettern um ihre kunsthandwerklichen Arbeiten  für ein paar Pesos an Touristen zu verkaufen. Die meist in bitterer Armut lebenden Tarahumaras haben wie kein anderes Indianervolk Nordamerikas ihre Kultur, Sprache und Lebensweise bewahrt, wenn sie auch  manche Elemente der „westlichen“  Welt annahmen. Im Winter halten sie sich in den tiefen Tälern auf wo subtropisches Klima herrscht, im Sommer zieht es sie auf das Hochplateau wo sie Mais, Bohnen und Zucchini anbauen.

Von Divisadero führt uns  eine schöne Bergstrasse mit vielen Serpentinen nach Creel, in dem ich mich in einen Westernfilm versetzt fühle,  das aber nur wegen seiner Funktion als Marktflecken der Indianer einen Besuch wert ist.  Weiter geht es nach Guachochi, in dessen Nähe  - 18 km entfernt - sich der Aussichtsplattform der  Barranca de Sinforosa befindet, eine Schlucht  noch tiefer und imponierender als die die wir vorher gesehen hatten.

 Die nächste Station unserer Reise ist Hidalgo del Parral , eine anziehende Stadt mit einigen Sehenswürdigkeiten. Zwei möchte ich herausgreifen: 1) Die Mine La Prieta in Santa Barbara, die nach ihrer Stillegung  vor  knapp 30 Jahren als Museum dient. Gegen  ein Eintrittsgeld von 25 Peso fährt man mit dem Schachtkorb auf etwa 80 m Tiefe, wo man bei einer Führung durch die engen Stollen einen lebensnahen Eindruck von der Arbeit unter Tage bekommt. Schon die Kolonialspanier  förderten in Parral Silber in einer Menge die den größten Teil des Bedarfs der alten Welt deckte. 2) Das Museum Pancho Villa, das vom unglaublichen Leben und Sterben des berühmt-berüchtigten Mannes erzählt. Der Volksheld,  der wesentlich zum Sturz der Diktatur von Porfirio Diaz beigetragen hatte,  wurde am 20.7.1923 an der Stelle wo das Museum steht  mit 300 Schüssen  ermordet, und zwar wie uns der Chronist und Museumskurator  Alfonso Carrasco sagt, durch vom US-Amerikanischen Präsidenten Harding gedungene Pistoleros.

 

Unsere Rundreise endet in Chihuahua City , deren größte Sehenswürdigkeit die zwischen 1725 und 1826 (Ja, 101 Jahre!) erbaute Kathedrale ist. Die  barocke Kirche zählt zu den schönsten Kolonialbauten des Landes.

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Heiko Trurnit