G O A – Das sanfte Indien
Goa
im Südwesten Indiens gelegen grenzt an die Bundesstaaten Karnataka und
Maharaschtra. Zum Sultanat von Bijapur gehörend wurde es 1510 unter der Führung
von Afonso de Albuquerque durch die Portugiesen erobert und diente diesen über
400 Jahre als wichtigster Stützpunkt für ihr Handelsnetz in Asien, das bis
Japan, China und zu den Philippinen reichte. Erst 1961, nachdem Nehru seine
Truppen schickte, wurde Goa Teil der seit 1947 unabhängigen Republik Indien.
Allerdings hatte es im Laufe der Geschichte verschiedene vergebliche Anschläge
gegeben die portugiesische Regierung zu stürzen. Im Jahre 1787 hatten führende
Priester mit der Unterstützung einiger Militärs den Versuch einer Revolution
unternommen mit dem Ziel einer unabhängigen Republik auf den Grundlagen von
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Das
vergleichsweise geruhsame Goa von heute ist anders als der Rest Indiens., Der
Einfluss der Portugiesen ist noch allgegenwärtig und wird es auf lange Sicht
bleiben. Das dokumentiert sich in der Architektur, der Sprache, den Namen seiner
Bewohner und nicht zuletzt in der Küche. Die provinzielle und beschauliche
Hauptstadt Panaji (Panjim) mit seinen engen Gassen und den alten Häusern mit
farbigen Fassaden und roten Ziegeldächern sowie den weißen Kirchen kommt dem
Kenner der iberischen Halbinsel seltsam vertraut vor. Malerische kleine Hotels
in renovierten Kolonialgebäuden der Altstadt Fontainhas – wie zum Beispiel
das „Afonso“ oder das „Panjim Inn“ – bieten dem Gast ein altmodisch
behagliches Ambiente.
Die exquisite goanische Küche verbindet portugiesiche und indische
Elemente. Mit Essig – meist Palmweinessig - und
Gewürzen wie Chilis ,rotem und grünem Pfeffer, Tamarinde wird nicht
gespart. Im Gegensatz zum übrigen Indien wird viel Schweinefleich gegessen:
Spezialitäten sind vindaloo (Vom
portugiesischen vinho d’alho für Knoblauchwein),
das äusserst schmackhafte sorpatel mit
Herz und Leber, die würzigen roten Würstchen chouricos und balchao in
einer köstlichen Sauce. Daneben bieten die Restaurants leckere Huhn- und
Rindfleisch-Currys an und natürlich
die Früchte des Meeres in allen Variationen. Und kein Besucher sollte die
himmlischen bebinca versäumen, ein mehrschichtiges Dessert aus Eiern,
Milch und Zucker, das sehr leicht ist und unglaublich gut schmeckt. Im Gegensatz
zu anderen Regionen Indiens gibt es überall Bier und andere Alkoholika
und das zu mäßigen Preisen, außer natürlich in den zahlreichen
vegetarischen Lokalen. Und in einem guten Restaurant wie dem stimmungsvollen „Venite“
in der Janeiro Rd in Fontainhas, wo Sie bei Kerzenschein auf einem winzigen
Balkon den Genüssen Goas frönen können, bekommen Sie auch eine Flasche guten
Weines.
Ebenfalls
am Ufer des Mandovi Flusses etwa zehn Kilometer von Panaji entfernt befindet
sich die frühere Hauptstadt Old Goa (Velha Goa), das heißt das was von der
ehemals glanzvollen Stadt, die dereinst mit Rom, Lissabon und Paris verglichen
wurde, noch übriggeblieben ist. Und das sind die Kirchen, die alle nahe
beieinander liegen. Die bekannteste und verehrteste
ist die 1605 fertiggestellte Basilika Bom Jesus, in der in einem
prunkvollen Sarkophag, an dem der Florentiner Bildhauer Giovanni Batista Fogini
zehn Jahre gearbeitet hat, die sterblichen Überreste des Heiligen Franz Xaver
aufbewahrt sind.
Franz
Xaver (Xavier), 1506 in Navarra im heutigen Spanien geboren, 1535 zum Priester
geweiht, wurde von Ignatius Loyola in die „Gesellschaft Jesu“ aufgenommen,
aus der die Stiftung der Jesuiten entstand, als deren Mitbegründer Franz Xaver
gilt. 1542 kam er nach Goa, von wo
aus er die Küsten Südindiens mit
großem Erfolg missionierte und später seinen Wirkungskreis bis nach Japan
ausdehnte. Auf einer kleinen chinesischen Insel starb er 1552, vermutlich an der
Ruhr. Nach einem vorübergehenden
Begräbnis in Malakka wurde sein Leichnam 1554 nach Old Goa überführt. 1622
hat Papst Gregor XV den „Apostel Indiens“ Franz Xaver heiliggesprochen. Der
guterhaltene Leichnam – nicht mehr vollständig, weil Teile davon
als Reliquien nach Rom und sonst wohin gingen – wird den
Gläubigen
alle zehn Jahre gezeigt. Zu der letzten Zeremonie im Jahre 1994 sollen zwischen
einer und zwei Millionen Pilger gekommen sein um ihrer Verehrung Ausdruck zu
verleihen.
Die
Sé Kathedrale in Old Goa, mit deren Bau 1562 begonnen und die erst 1640(!)
geweiht wurde, ist die größte Kirche Asiens und ein imposantes Monument der römisch-katholischen
Macht in Goa unter den Portugiesen.
Die
unlängst renovierte Kathedrale mit der berühmten Goldenen Glocke und ihren 14
reichgeschmückten Seitenaltären ist außen im toskanischen Stil gehalten und
wird – ein schönes Bild - von Zypressen gesäumt.
Auf
dem nahegelegenen Heiligen Hügel befindet sich neben dem St.-Monika
Frauenkloster und den Ruinen der Augustinenkirche die bemerkenswerte Kirche der
Jungfrau mit dem Rosenkranz. In den
Jahren 1544 bis 1547 in Erfüllung eines Gelübdes von Albuquerque erbaut ist
die Kirche in einem erstaunlich guten Zustand. Der kleine, vom Haupteingang her
wie eine Festung anmutende Bau weist unter anderem auch gotische Elemente auf.
Das kreuzförmige Innere ist von schlichter Schönheit. Von
der Stelle, wo die Kirche steht, soll
Albuquerque
die Schlacht seiner Truppen beobachtet haben. Heute hat man von hier einen
herrlichen Blick hinunter auf den Fluss
Panaji
mit seiner südländisch-europäischen Atmosphäre und Velha Goa mit seinem
reichen Kulturerbe sind so schön und interessant, dass es sich lohnt, dafür
wenigstens zwei Tage einzuplanen, wenn man auch à priori der Strände und der
Sonne wegen kommt wie die meisten der westlichen Touristen. Die sich über mehr
als 100 km erstreckenden palmengesäumten Strände sind ja auch zum überwiegenden
Teil Traumstrände wie sie im Buche stehen. Sie sind sauber und das Wasser ist
klar. Anjuna, , Benaulim, Betul, Colva, Miramar, Palolem, Vagator, und wie sie
alle heißen. Manche sind lang, breit und
schnurgerade, andere liegen in halbmondförmigen Buchten. Manche Orte werden
hauptsächlich von Pauschaltouristen besucht, in anderen sind die Traveller
weitestgehend unter sich, einige sind laut und überfüllt, andere noch
einigermaßen beschaulich. Da es so viele Alternativen gibt, kann ich nur raten
sich vor der ersten Reise nach Goa
– auch wenn Sie sich einem Reiseveranstalter
anvertrauen - einen guten Reiseführer zu kaufen. Dann sind Sie in der
Lage, sich Ihr Strandziel Ihren Bedürfnissen entsprechend
auszusuchen und damit sicherzustellen, dass Sie einen erholsamen Urlaub
genießen. Denn dafür ist Goa bestens geeignet. Wenn Sie hingegen das
archaische, das aufregende, das abenteuerliche
Indien erleben wollen, dann müssen Sie woandershin fahren, z. B. nach
Rajasthan, Karnataka oder Andhra Pradesch.
Man
kann natürlich beides miteinander verbinden. Als Ausflug von Goa bietet sich
der Tempelbezirk von „Hampi“ in Karnataka an, etwa 10 Autostunden entfernt.
Hampi(Vijayanagrar) galt im Hochmittelalter als da größte südindische Zentrum
des Hinduismus. (Vielleicht erinnert das Sie daran, dass auch Goa trotz der
vielen Kirchen mehrheitlich hinduistisch ist).
Für
Individualtouristen nach Goa gibt es keine Probleme. Mehrere Gesellschaften
bieten Flüge über Mumbai(Bombay) oder Kochi
an.
Unterkünfte
finden sich in allen Preislagen: ein gutes Zimmer erhält man bereits für 10
Euro. Das Essen ist gut und billig. Und überall gibt es Motorradtaxis sowie
Fahrräder zu leihen.
Die beste Reisezeit ist die Vorsaison von Oktober bis Mitte Dezember. Dann ist es noch nicht ganz so heiß.
Heiko
Trurnit