Languedoc-Roussillon
Wein,
Oliven und ......
Hier, in Südfrankreich
haben schon die Griechen im 6. Jahrhundert vor Christus Wein angebaut. Ab dem 1.
Jahrhundert vor Christus verfeinerten dann die Römer die Kunst der Herstellung
des Göttertrankes. Heute ist Languedoc-Roussillon mit 300 000 Hektar das größte
Weinbaugebiet Frankreichs und vielleicht der Welt. Aber die Masse macht’s ja
nicht. Bis in die siebziger Jahre genossen die Weine dieser Region keinen guten
Ruf. Zu lange hatte man sich darauf konzentriert, so viel wie möglich zu
produzieren. Heute steht auf den alteingesessenen Domainen eine junge Generation
von Winzern für Qualitätsbewußtsein. Neben gängigen Rebsorten wie Merlot
oder Cabernet Sauvignon arbeiten sie mit heimischen Arten wie Grenache, Carignan,
Syrah, Mourvèdre oder Clairette. Gespritzt wird so wenig wie möglich.
. In den Weinbergen wachsen vielerorts Wildplanzen wie Thymian und Anis.
Im Zusammenspiel mit den verschiedenen Böden wie Kalk, Lehm, Schiefer, Granit
oder Basalt und den verschiedenartigen Klimas entsteht eine Fülle von
aromatischen, eigenwilligen wie ausdruckstarken Tropfen. In ihnen kommt die
Vielfältigkeit der Landschaft mit Berghängen, Flusstälern, weiten Plateaus
und Küstenregionen zum Ausdruck. Viele Winzer verkaufen ihre Produkte direkt an
den Fachhandel in Deutschland, wo man beraten wird, und den Wein auch verkosten
kann.
Nicht nur bei den
Weinkennern dürfte Languedoc-Roussillon kein Geheimtipp mehr sein. Aber die südlichen
Cevennen im Departement L’Herault sind vom Tourismus noch wenig angetastet,
Die guten Straßen, die durch die wild zerklüfteten Berge führen, sind kaum
befahren. Tief in den weichen Kalkstein haben sich die Flüsse eingegraben, überquert
von kühnen Brücken romanischer Baukunst, wie dem Pont de Diable. Steineiche,
Buchsbaum und Wacholder bestimmen die Flora. Atemberaubend schöne
Naturformationen überraschen immer wieder. So der Cirque de Navelle, wo der
Fluss Vis um das Dorf herum eine Art riesiges natürliches Amphitheater
geschaffen hat, das man vom 300 Meter höheren Aussichtspunkt bewundern kann. In
den malerischen mittelalterlichen Dörfern mit ihren Natursteinmauern
fühlt man sich um 1000 Jahre zurück versetzt. Saint-Guilhem-le-Désert
mit seiner erhabenen von den Benediktinern erbauten Abbaye de Gellone
war auch schon damals wie heute Etappenziel
der Jakobspilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela. Wobei der Wanderer
von heute nicht mehr auf Klöster und Hospitäler angewiesen ist. Charmante
Hotels und feine Restaurants warten auf ihn (In Saint-Guilhem das Hotel
Guilhaume d’Orange).
Hier in der Gegend werden
die Aubrac-Rinder gezüchtet, eine robuste Kreuzung, die bei extensiver Haltung
hervorragendes Fleisch liefert. Die Rinder sind sechs Monate im Jahr in den
Bergen, jeweils 35 Kühe mit einem Stier, und auch den Rest der Zeit draußen.
Auch die seltenen Rove-Ziegen mit ihren langen gedrehten Hörnern gedeihen in
den südlichen Ausläufern der Cevennen prächtig. Sie liefern, handgemolken,
die Milch für die lokalen Käsesorten Brousse und den berühmten Pélardon.
Wobei wir zu den kulinarischen Genüssen kommen. Da ist die schmackhafte
manchmal etwas deftige ländliche Kost und im absoluten Gegensatz dazu die
raffinierte französische Küche in den Städten, die man aber ebenso oft in
kleineren Orten findet, wie z.B. im unscheinbaren „La Table de Cuisine“ in
St. André. Landestypische Spezialitäten sind, um nur einige zu nennen, das
Eintopfgericht Cassoulet, die Fricandeau Pastete, la paté de campagne, Ziegenkäse
mit Safran-Öl, Roquefort mit Aprikosen, die Rübe von Pardailhan (blanchiert,
dann in Olivenöl eingelegt und anschließend karamellisiert), die
Roussillon-Kartoffel, Zwiebelkonfitüre mit entweder Trauben, Feigen, Gänseleber
oder Äpfeln. Die Seele der Küche ist das Olivenöl, das hier vornehmlich aus
den heimischen Sorten Luque, Picholine und La Violette de Roussillon gewonnen
wird. Die Kreativität der Olivenbauern in der Herstellung neuer Produkte kennt
kaum Grenzen. So gibt es Olivenöl mit Safran, Rosen, Pfefferminze, Zitrone,
Ingwer, Rosmarin, Knoblauch, Peperoni, Basilikum. Wer seine Küche bereichern
will, sollte die verschiedensten Olivenöle mal ausprobieren, die teuren jedoch
nicht zum Braten verwenden, da sie dabei ihr Aroma verlieren. Aber ein paar
Tropfen von dem guten Öl auf den Fisch, den das Mittelmeer hier so frisch
liefert, machen ihn noch köstlicher. Mittlerweile gibt es sogar die ganze
Palette der Kosmetikprodukte auf der Basis von Olivenöl, dessen Vitamine und
Antioxydantien gerade auch extern angewandt der Alterung entgegenwirken. Pierre
und Roch Vialla von der Domaine L’Oulivie, die sich über Besuch freuen (domaineloulivie@wanadoo.fr),
sind dabei, zusammen mit Fachleuten aus der Gesundheitsbranche, eine Öltherapie
ähnlich wie Ayurveda zu entwickeln, die sie hoffen in drei Jahren anbieten zu können.
Die
landestypischen Erzeugnisse und überhaupt das Leben der Menschen in Süd-Frankreich
lernt der Besucher am besten auf einem der vielen Märkte kennen, z.B. auf dem
von Clermont l’Herault, der mittwochs Vormittag abgehalten wird. Da findet man
die ganze Vielfalt der Delikatessen, alle Sorten von Obst und Gemüse – viel
Bio -, Kunsthandwerk , Textilwaren und manches Andere. Man kann kosten, natürlich
kaufen oder einfach nur dem bunten Treiben der Einheimischen zuschauen. Manch
origineller Typ wird einem begegnen.
Über die Städte soll hier
nicht viel gesagt werden. Weil es leicht ist
sich im Internet zu informieren über
das steinerne Kulturerbe der Altstädte von
Narbonne, Nimes, Montpellier, Béziers.
Und über Carcasonne natürlich, der einzigen völlig erhaltenen Festungsanlage
Europas. Wer sie einmal gesehen hat wird die Bilder zeit seines Lebens im
Kopf behalten. Ja, und da sind noch die Städte im südlichsten Département
Frankreichs, den Pyréenes
Orientales, nämlich Perpignan und Céret. Erstere hat Dali zum Mittelpunkt der
Welt erklärt, und Céret ist eine
Kunststadtstadt schlechthin. Hier an der Grenze zu Spanien ist der katalonische
Einfluss allgegenwärtig, in Kultur, Sprache, Namen und der Genetik der
Menschen. Das herausragende Musée de l’Art Moderne in Céret beherbergt unter
anderen Werke von Picasso, Chagall, Miró, Matisse, die sich alle von dem ganz
besonders warmen Licht der Cote Vermeille haben inspirieren lassen. Und in dem
sympathischen Städtchen gibt es natürlich auch exzellente Restaurants wie das
„Le Pied dans le Plat“ und so nette Hotels wie Pablos hervorragend gelegenes
„Les Arcades“.
Dreihundert Tage im Jahr
scheint die Sonne im Languedoc-Roussillon. Im Sommer wird die Küste von
Sonnenhungrigen aus ganz Europa bevölkert, die sich an den schönen unverbauten
Stränden wie dem sympathischen Argelès-sur-Mer erholen. In der Nachsaison gehören
die verträumten Fischerorte wieder den Einheimischen, obwohl man das Bad im
Meer durchaus noch genießen kann (Gemessene 18 Grad Anfang Oktober). Das ist
auch eine wunderbare Zeit durch den Canal du Midi zu schippern, der auf seinen
240 km durch atemberaubende Landschaften das Mittelmeer mit Toulouse verbindet.
Auf den „Pénichertes“, den Kähnchen für vier bis acht Passagiere, kann
man Kapitän sein ohne einen Bootsschein vorweisen zu müssen.
Der deutsche
Sprachwissenschaftler Kurt Brenner, der seit 38 Jahren im Langudoc-Roussillon
wohnt, sagt: „Ich habe viel von der Welt gesehen. Aber diese Region ist in
ihrer Vielfalt einzigartig. Das Meer, die Camargue, die Lagunen, das Bergland,
der Weinbau – diese abwechslungsreiche Landschaft hat eine magische
Anziehungskraft.“
Informationen: www.franceguide.com
www.pyreneesorientalestourisme.com
Fotos: Heiko Trurnit