Im Rahmen der von König Mohamed VI proklamierten „Vision 2010“ wurde in Marokko ein ehrgeiziges Reformprogramm ins Leben gerufen, das dem Tourismus als Lokomotive eines dauerhaften Wirtschaftswachstums starke Priorität einräumt.
Marokko
mit seiner Mittelmeer- und der endlosen Atlantik- Küste, mit vielseitigen
Landschaften – Gebirgen, Flusstälern, Wüsten -, mit seinem reichen
kulturellen Erbe, mit seinem idealen Klima, mit der Nähe zu Europa, hat sein
touristisches Potential bis jetzt nur teilweise genutzt. Obwohl die Einreisen
ausländischer Touristen von 1996 bis 2001 um 45 % zugenommen haben, waren es
zuletzt insgesamt nicht einmal 2,5 Millionen. Das erklärte Ziel ist die
Steigerung auf 10 Millionen innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre.
Von
seiner faszinierendsten Seite zeigt sich Marokko in den vier Königsstädten
Fes, Meknes, Rabat und Marrakesch mit ihrer glanzvollen Geschichte . Ihre
Kasbahs, Bazare, Moscheen und maurischen Paläste sind ein einzigartiges
Erlebnis. Nicht minder besuchenswert sind das magische Tanger und das
romantische Essaouira. Unvergesslich
bleibt eine Fahrt durch den grünen Mittleren Atlas mit seinen Seen und Wasserfällen
(Ouzoud!), sowie durch den schroffen Hohen Atlas (bis 4165 m) mit seinem
gewaltigen Panorama und den kleinen Berberdörfern. Eine Landschaft für die
Sinne ist das Tal des Draa. Südlich des Hohen Atlas fährt man von Ouarzazate
nordwestlich zu rotbraun in der Sonne schimmernden Kasbahs, ehemaligen
Wehrburgen aus Lehm, Stroh und Holz,
durch wilde Schluchten zu blühenden Oasendörfern.
Das
Potential für den Massentourismus aber ist die
lange Küste mit seinem Mittelmeerklima im Norden und dem subtropischen
im Süden. Hier soll die Bettenzahl der Hotels bis zum Jahr 2010 um 80 000 erhöht
werden (Zur Zeit gibt es im ganzen Land nur 35 000). Sechs neue Touristenzentren
sind im Planungsstadium:
-
Saidia – am Mittelmeer, nahe der algerischen Grenze
mit
15 000 Betten
-
Khémis Sahel – 70 km südlich von Tanger
mit 15 000 Betten
-
El Haouzia – 5 km nördlich von El Jadida
mit 8 500
Betten
-
Mogador – 4 km südlich von Essaouira
mit 7 900
Betten
-
Taghazout – 14 km nördlich von Agadir
mit 19 760 Betten
-
Plage Blanche – westlich von Guelmim
mit 26 000 Betten.
Das Pilotprojekt ist „Argan Bay“ in Taghazout bei
Agadir. An einem 6 km langen feinen
Strand, der jetzt noch den Fischern und einigen einheimischen Surfern gehört,
wird in mehreren Bauabschnitten auf
einer Fläche von 685 ha ein Badeort mit 35 Hotels entstehen, der – von
internationalen Experten konzipiert – den Bedürfnissen und Erwartungen der
Urlaubsgäste von morgen gerecht werden soll. Das interdisziplinäre
Planungsteam hat dabei eng mit den wichtigsten europäischen Veranstaltern
zusammengearbeitet.
Es
entstehen verschieden strukturierte Viertel mit jeweils eigener Identität und
Architektur für verschiedene Lebensstile: mal sportlich, dynamisch, mal ruhig
und zurückgezogen. Keines der 35 Hotels verschiedener Kategorien soll die Höhe
der 10 000 zu pflanzenden Palmen überragen. Es wird eine Kasbah geben, Bazare,
einen Yacht- und Fischerhafen, hängende Gärten, ein Amphitheater, einen
botanischen Garten, Themenparks, eine Drahtseilbahn,
mehrere Golfplätze, öffentliche Schwimmbäder, einen Aquapark ,
zahlreiche Wellness-Einrichtungen und viel, viel Wasser: Die ganze Anlage wird
von Salzwasserseen und Flüssen durchzogen sein; einige Hotels sind sogar direkt
in den See, die „Blaue Lagune“, hineingebaut.
Das
bestehende Fischerdorf bleibt erhalten, neue Wohnhäuser werden gebaut. Ein
Gebiet von 12 ha des in der Region beheimateten „Ibis Chauve“, eine vom
Aussterben bedrohte Löffelreiher-Art, wird zum Vogelschutzgebiet. Besondere
Pflege will man auch der „Arganie“ , einem Ölfrucht-Baum, angedeihen
lassen, der die Region von Agadir charakterisiert, und der dem Resort seinen
Namen gegeben hat.
Im Juli diese Jahres wurden die Planungen für das
Projekt abgeschlossen. Mit der Erschließung ist die zur „Dallah Al
Baraka“-Gruppe gehörende Gesellschaft
„Palais des Roses International“ beauftragt. Im Oktober 2002 erfolgt die
Vorauswahl der nationalen und internationalen Investoren, die sich auf die öffentliche
Ausschreibung beworben haben. Mit dem Baubeginn der ersten Phase wird für
Oktober 2003 gerechnet, mit der Inbetriebnahme des ersten Hotels im Juni 2006.
Die ganze Anlage wird, wenn alles planmäßig verläuft, im Jahr 2012
fertiggestellt sein. Bis dahin wird viel für die Ausbildung ausreichenden
Fachpersonals getan werden, damit sich die Gäste im „Urlaubsparadies des
dritten Jahrtausends“ wohlfühlen können. Die Sonne scheint schon jetzt an
320 Tagen im Jahr.
Text
und Fotos: Heiko
Trurnit