Sri Lanka – Perle im Indischen Ozean

 

Perle im Ozean, geheimnisvoller Smaragd, strahlend leuchtendes Land sind nur einige der Namen,  die man dem Tropenparadies im Indischen Ozean gegeben hat, das mit die schönsten Palmenstrände der östlichen Hemisphäre zu bieten hat, aber auch eine wunderbare immergrüne Bergwelt mit Nationalparks, die diesen Namen wirklich noch verdienen.

 

Verheerend für das Traumland und seinen Tourismus als wichtige Einnahmequelle  hatte sich der fast zwanzigjährige Unabhängigkeitskrieg ausgewirkt, den die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), geführt von einigen Tausend Extremisten, gegen die Regierung in Colombo führte. Nachdem endlich im Dezember 2001 ein Waffenstillstand geschlossen wurde, konnte Sri Lanka langsam den Ruf eines Krisengebietes abschütteln. Es herrschte Aufbruchstimmung. Es wurde wieder investiert. Die ausländischen Besucher kamen zurück. Dann schlug im Dezember 2004 die Riesenwelle zu, tötete Tausende, machte Hunderttausende obdachlos, verscheuchte die Touristen erneut. Viele Menschen sind auch heute noch in behelfsmäßigen Unterkünften untergebracht, in Meeresnähe sieht man entlang der Straßen die Ruinen zerstörter Häuser. Im Gegensatz dazu sind die Schäden an den Hotels längst behoben und die Traumstrände präsentieren sich so malerisch wie eh und je. Die  Stammgäste aalen sich schon wieder in der Sonne, die Buchungen bei den großen Reiseveranstaltern und dem speziellen  Ayurveda-Anbieter Lotus-Travel (www.Lotus-Travel.com) ziehen erfreulicherweise an. So können Arbeitsplätze zurück gewonnen werden.

 

Die beste Reisezeit für die Küstenregionen im Süden und Westen des Landes sind die Monate November bis März, auch der feuchtheiße April ist noch erträglich, da immer eine Brise weht. In den Bergen sind die Temperaturen am Tag um circa 10 Grad niedriger, in der Nacht kann es auch mal empfindlich kühl werden. Hier sind die trockensten Monate Januar bis April sowie August und September. Doch selbst wenn es regnet: Bei Einem tropischen Schauer schüttet es  zwar heftig, aber meist nur kurz. Das Binnenland kann durchaus als Ganzjahresziel gelten. Ja, und durch dessen herrliche Bergwelt mit seinen Wäldern, Flüssen, Wasserfällen, Nationalparks und Teeplantagen habe ich kürzlich eine kleine Rundreise gemacht.

 

Geflogen bin ich mit der Srilankan Airline, die sich unter dem Management der Emirates Airlines zu einer der modernsten Fluggesellschaften gemausert hat. Nichts hat sie mehr gemein mit der alten Air Lanka, die nach ihren Initialen gerne als „Always Late“ charakterisiert worden war. Die Gesellschaft hat eine reine Airbus-Flotte. Neben dem hervorragenden Service gefiel mir besonders, dass alle Sitze auch in der Economy mit Monitor, vielen Videokanälen und –spielen ausgestattet sind. Der Flug verging wie im Fluge. In Sri Lanka wie in anderen asiatischen Ländern  empfiehlt es sich nicht, einen Wagen zu mieten. Die Fahrweise der sonst so sanften Buddhisten erscheint uns doch chaotisch, und wer kann schon Singhalesisch, um die Straßenschilder entziffern zu können. Daher vertraute ich mich für die Rundreise dem renommierten Unternehmen Aitkin Spence Hotels und Travels an, das unter anderem mit TUI und Öger  zusammenarbeitet. Es war eine gute Wahl. Alles klappte hervorragend, Wir waren zu fünft unterwegs plus Fahrer und unserem Reiseführer Bandula, der auf jede Frage eine Antwort in fließendem Deutsch geben konnte. Unglaublich was der in 24 Fächern ausgebildete Mann alles wusste, und witzig war er auch noch.

 

Vom berühmten Hotel Mount Lavinia südlich von Colombo, wo wir die erste Nacht verbrachten und schon mal in den Köstlichkeiten der vielseitigen Küche des Landes schwelgten, fuhren wir in das Herz des zentralen Hochlandes. Erste Station war das idyllisch am Kelani Fluß gelegene Kitulgala. Hier war die Brücke gebaut worden für den in Thailand spielenden Film „Die Brücke am River Kwai“. Dann ging es nach Nuwara Eliya „über den Wolken“, dem beliebtesten Luftkurort mit britischem Flair auf 1890 m Höhe, dessen Umgebung bestimmt wird durch die grünen Sträucher der schier endlosen Teeplantagen, die die Hügel bedecken. In mitten der Hügel liegt einsam das Tea Factory Hotel, das von einer Teefabrik aus dem 19. Jh.  in ein komfortables Hotel mit einzigartig origineller Atmosphäre umgewandelt wurde, beließ man doch einen großen Teil der alten Maschinerie im Gebäude. Die  abendlichen Ausblicke von hier auf die von Nebelschwaden überzogenen Hügel mit den Teeplantagen sind wahrlich stimmungsvoll.

 

Am Tage bietet das im Sonnenlicht glänzende satte Grün der  Teeplantagen im Kontrast mit den tamilischen Pflückerinnen in ihren farbenprächtigen Saris wunderbare Fotomotive. Was uns so schön erscheint, ist für die Arbeiterinnen auf dem insgesamt 230 000 ha großen Teeanbaugebiet allerdings ein knochenharter Job. Den lieben langen Tag füllen sie ihre Körbe auf dem Rücken immer aufs Neue mit der Knospe und den zwei obersten Blättern, die für die besten Teesorten verwendet werden. Der Lohn ist niedrig, und um ihre Familien ernähren zu können, müssen sie das ihnen vorgegebene  Soll wesentlich übertreffen. Die Teesträucher , eigentlich regelmäßig gestutzte Bäume, sind sehr robust und müssen nicht gespritzt werden. Tritt doch  einmal Ungeziefer auf, wird die Ernte für drei Monate unterbrochen.

 

Am nächsten Tag besichtigten wir eine Teefabrik, um zu erfahren, wie die Teeblätter  sortiert, gewalzt und fermentiert werden. Die Weiterfahrt nach Kandy führte auf Serpentinen und an steilen Abhängen vorbei durch ein bezauberndes Panorama mit tiefen Tälern, beeindruckenden Wasserfällen, Plantagen und Eukalyptuswäldern. Nicht sonderlich attraktiv fand ich das berühmte  Kandy selbst. Da sind die alten Königstädte Anuradhapura und Polonnaruwa mit ihren antiken Stätten wesentlich interessanter. Wir besuchten sie diesmal nicht. Ich kenne sie von früheren Besuchen, und kann nur empfehlen, sie auf einer Reise durch das Innere des Landes nicht auszulassen. Sehenswert in Kandy ist allerdings der von den Einheimischen hoch verehrte Zahntempel, der einen Zahn Buddhas beherbergen soll. Sehr reizvoll sind auch Aufführungen der traditionellen Kandy-Tänze. Unsere Damen waren begeistert von den Sari-Läden.

 

Nach einer Übernachtung in dem exklusiven Earl’s Regency hoch über Kandy stand Sigiriya auf dem Programm, eine der hervorragendsten Sehenswürdigkeiten. Sigiriya ist eine alte Festung mit einem  beinahe 200 m hoher Felsen als Mittelpunkt, der sich aus dem flachen Land wie ein Pilz erhebt. Um  an den schmalen, steilen,  Schwindel erregenden Treppen hochzusteigen bedurfte es bei meiner Höhenangst einigen Mutes. Es folgte ein absoluter Höhepunkt: Elephanten in freier Wildbahn. In einem Jeep fuhren wir durch den Minneriya Nationalpark. Lange sahen wir nichts. Ich dachte: Wieder das Gleiche wie so oft.

Aber dann  plötzlich zehn Meter von uns  ein mächtiger Bulle, der wütend schnaubte  und mit den Ohren wedelte, als er sich durch uns gestört fühlte. Wir flüchteten. Kurze Zeit später konnten wir genauso nahe und diesmal in völliger Ruhe eine ganze Herde mit circa 40 Tieren, darunter ein paar Babys, beobachten. Es war atemberaubend.

 

Am folgenden Tag im Elefanten Waisenhaus in Pinnawala schauten wir 70 Elefanten beim Baden im Fluss zu. Aber die Tiere erschienen mir anders: magerer, lethargischer. Was mich wunderte war, dass die meisten sich nicht mal ins Wasser legten, sondern nur rum standen. Aber es sind ja auch alte, kranke, verletzte Tiere, die hier dankenswerter Weise versorgt werden. Dann ging es ans Meer. In Beruwela übernachteten wir im exklusiven Neptune Hotel, um danach noch einige andere Hotel zu besichtigen, wie das Siddhalepa Ayurveda Health Resort in Wadduwa und das Golden Sun Resort in Kalutara. Vom Tsunami waren keine Spuren mehr zu sehen.

Am Nachmittag machten wir eine Stadtrundfahrt durch Colombo. Es gibt ein paar Sehenswürdigkeiten, Kolonialbauten und Tempel. Ein tolles Erlebnis ist der wuselige Pettah Markt. Wie in alten Zeiten ziehen und schieben hier halbnackte Männer Karren mit riesigen Lasten durch die überfüllten Straßen, an denen sich Geschäft an Geschäft, Stand an Stand reiht. Es ist laut, farbig, und es stinkt. Es ist einfach großartig. Als Kontrastprogramm bietet sich das Gallery Café an mit seinem künstlerischen Ambiente.

 

Das letzte Ziel unseres Trips war der unweit des Flughafens gelegene Fischerort Negombo, an dessen nördlichem Ende sich viele Hotels angesiedelt haben. Der Strand ist schön breit, aber wie das Wasser nicht so sauber wie weiter im Süden. Interessant war der Fischmarkt, pittoresk die Katamarane mit den viereckigen farbigen Segeln. Mit seiner überwiegend katholischen Bevölkerung und seinen 38 Kirchen wird Negombo liebevoll-scherzhaft auch  als Klein-Rom betitelt.

 

Sri Lanka hat viel zu bieten: Unglaublich vielfältige Landschaften, großartige Kulturschätze, die Begegnung mit östlichen Philosophien, die Freundlichkeit der Menschen, das delikate Essen mit dem Duft von Zimt, Kardamom, Curry und Ingwer, und die ganzheitliche Wahrnehmung von Körper, Geist und Seele  durch die Heilwissenschaft Ayurveda. Sagte Bill Clinton, der sich seit dem Tsunami für die Hilfe zur Selbsthilfe Sri Lankas einsetzt: „Wenn Sie etwas für das Land tun wollen, besuchen Sie es“. Ich möchte ergänzen: „Sie tun auch etwas für sich selbst“. Die Ceylonesen heißen ihre Besucher mit einem herzlichen „Ayubowan“ willkommen.

Hier geht's zu den Fotos 

Heiko Trurnit