SÜDAFRIKA
von Kapstadt über die Garden Route
nach Port Elizabeth, und ein Abstecher
nach Johannesburg und Pretoria
Sawubona! Bei Südafrika
denkt man an Löwen, Elefanten und die anderen der Big Five. Fast
nicht anderes zeigen einem ja auch die Fernsehberichte. Dabei hat dieses
Land unendlich viel mehr zu bieten. Schon das Wenige und doch so
Vielfältige das ich auf meiner
zweiwöchigen Reise gesehen und erfahren habe war überwältigend.
Die Szenerie von Kapstadt mit dem wolkenverhangenen Tafelberg und dem dräuenden Bergmassiv dahinter ziehen einen schon bei der kurzen Anfahrt vom Flughafen in den Bann. Auch von der Waterfront, wo sich die Touristen tummeln, geht der Blick immer wieder nach oben zu den Gipfeln, insbesondere bei schönem Wetter, wenn sie sich klar konturiert gegen den azurblauen Himmel abheben. Dabei ist es am Hafen recht kurzweilig. Restaurants und Bars reihen sich aneinander, im Ferrymans steht die Jugend Schlange, weil hier die Musik fetzig ist und das Bier billig. Auf den Plätzen versuchen Straßenkünstler ein paar Rand zu verdienen. Es ist eine unvergleichliche Atmosphäre, hier pulst das Leben. Spektakulär ist nicht nur der Blick vom Tafelberg, sondern auch der vom Meer auf die Stadt, am besten zu erleben auf einem dreistündigen Trip zur Robben Island. Da gibt es zwar keine Robben, um die in großer Zahl und aus nächster Nähe zu sehen setzt man vom Cape Point zur Duiker Island über. Auf der Robben Island muss man sich mit Pinguinen und Kormoranen begnügen. Man kommt hierher auch in erster Linie um mehr über die Geschichte Südafrikas zu lernen. Schon im 16. Jahrhundert als Sträflingskolonie genutzt und bis ins 20. Jahrhundert als Lager für Aussätzige, wurde die Insel beim Erstarken der Apartheid zum berüchtigtsten Gefängnis des Landes für politische Häftlinge. Die Insassen vegetierten unter unsäglichen Verhältnissen bis Nelson Mandela, der hier 18 Jahre seines Lebens in Einzelhaft verbrachte, wesentliche Verbesserungen der Lebensbedingungen erwirken konnte.
Eigentlich sind es ja nicht Big Five sondern mindestens sechs. Und der sechste ist bei weitem der massigste von allen, der Wal, aus geringer Entfernung zu sehen im malerischen Hermanus in den Monaten Juni bis September. Es ist wirklich atemberaubend diese bis zu 80 Tonnen schwere Kolosse der Gattung Südkaper - manchmal sind sie nur 50 Meter weit weg - beobachten zu können. Ihr Erscheinen wird jeweils durch einen eigens dafür angestellten Walschreier durch lautes Tuten kundgetan. Die Tiere sind nicht selten in Dreiergruppen zu sehen, ein Junges, die Mutter und eine "Tante", die sich beim Säugen des Nachwuchses mit der Mutter abwechselt. Die schöne Fahrt nach Hermanus führt durch beeindruckende Berglandschaften und auf einer kurvenreichen Strecke entlang der Küste
Auch auf der Gardenroute sind die Berge und der Indische Ozean allgegenwärtig. Das Klima wird mit dem Nachlassen des Atlantik-Einflusses wärmer, die Vegetation üppiger. Hier im Süden des Landes findet man zehn Prozent aller in der Welt vorkommenden Pflanzenarten. Andererseits gibt es 68 Prozent der an der Garden Route wachsenden Pflanzen nirgends sonst, zum Beispiel die Protea, nationales Symbol, eine prächtige Blume in zahllosen Varianten. Ja Blumen leuchten überall, nicht nur in Gärten, nein auf den Feldern, an Hängen, am Straßenrand, an Bahngleisen, einfach überall. Einer der beliebten Badeorte ist Mosselbay mit seiner Promenade und den langgezogenen Stränden. Wellen laden zum Surfen ein. Auf der Nordseite kann man herrlich wandern an der zerklüfteten Steilküste. Viele Vögel gibt es dort und die mit den Elefanten verwandten, ihnen aber nicht gerade ähnelnden, Klippschliefer. Und von der Spezies Homo Sapiens habe ich in Mosselbay zwei prachtvolle Exemplare kennengelernt, Meike und Martin Prenzel, die in Deutschland die Brücken hinter sich abgebrochen hatten, nachdem sie in Südafrika im Urlaub waren, und die hier das Avenues Guesthouse betreiben . Wie die zwei, die ursprünglich nicht in der Hotellerei tätig waren, sich liebevoll um ihre Gäste kümmern, davon könnten die meisten Profis nur lernen.
Scheint ein guter Nährboden zu sein für die Gattung Mensch, dieses Mosselbay. Habe gleich mit noch einem tollen Typen Bekanntschaft gemacht. Hannes heißt er, war mal Chef des dortigen Tourismusbüros und zeigt mit seiner Northernhaye Tours Besuchern aus aller Welt die Schönheiten seines Landes . Er brachte mich von Mosselbay nach Knysna. Für die 115 km durch herrliche Landschaften mit vielen Flüssen und Seen wären drei bis 4 Stunden auch in Ordnung gewesen. Aber er hat sich dafür sieben Stunden Zeit genommen, ist mit mir zu jedem Aussichtspunkt, hat mir jede Sehenswürdigkeit gezeigt, Natur oder Kultur. Der Mann ist bestens bewandert in der Geschichte und er kennt den Namen jeder Pflanze. Es war ein Genuss mit ihm unterwegs zu sein. Und preiswert war es zudem. Das als Ausflugsort auch bei Einheimischen beliebte Knysna liegt an einer Lagune, deren enge Öffnung zum Meer von den Heads gebildet wird, zwei majestätischen Felsen. Von Aussichtspunkten hat man einen herrlichen Blick. Gründer der Stadt war George Rex, dem man nachsagt ein unehelicher Sohn von George III des Vereinigten Königreichs gewesen zu sein. Wie immer, er hat viel für die wirtschaftliche Entwicklung der Region getan. Heute kann man auf den quirligen Märkten von Knysna einen ganz guten Einblick in das Leben der Schwarzafrikaner bekommen. Nicht wenige der Lastenträger sind Rastafari, die durch ihre überdimensionalen farbigen Kopfbedeckungen auffallen.
Viele andere Orte und Nationalparks an der Garden Route sind sicher auch sehenswert, auf deren Besuch ich aus Zeitmangel aber verzichten musste. Zwei Wochen sind einfach zu kurz, man sollte schon vier zur Verfügung haben. So habe ich auch einen ursprünglich eingeplanten Trip nach Oudtshoorn in der Kleinen Karoo ausgelassen. Wäre landschaftlich und wegen der Straußenzucht bestimmt interessant gewesen. Port Elizabeth hat eine schöne Küste vorzuweisen, ist als Stadt für den Touristen jedoch eher nicht attraktiv, aber als Ausgangspunkt für weitere Ausflüge geeignet. Ein äußerst lohnendes Ziel ist das Karoo Naturreservat (offiziell: Camdeboo National Park) mit dessen Hauptattraktion, dem Valley of Desolation, einem geologischen Phänomen wie aus einem Land vor unserer Zeit. Bizarre Felssäulen ragen über 100 Meter senkrecht in die Höhe. Entstanden durch Erosion vor Jahrmillionen bieten sie zusammen mit der kegelförmigen Spandaukoppe ein phantastisches Bild. Einen ausgezeichneten Blick hat man auf Graaff-Reinet, der "Perle der Karoo". In der geruhsamen Kleinstadt finden sich unglaublich viele historische Gebäude. Es macht Spaß hier spazieren zu gehen, immer wieder trifft man auf Interessantes. Ein Höhepunkt ist zweifellos der Besuch des Obesa Kaktus Gartens, der die größte und schönste private Sammlung von Kakteen und Sukkulenten in ganz Afrika beheimatet. Man kann sich gar nicht satt sehen.
So geht es einem auch im Addo Elephant National Park, wenn man mal herausgefunden hat, wann die Tiere zu den Wasserstellen kommen. Aufgestanden um sechs Uhr früh suchten wir sie vergebens, ich und mein deutscher Freund aus Port Elizabeth, der dort schon seit 38 Jahren lebt und ein beachtliches Unternehmen aufbaute. Wir sahen zwar viele Vögel, Strauße, Warzenschweine, Schildkröten, Mistkäfer, Antilopen, Springböcke und jede Menge Elefantendung, aber keine Elefanten. Bis uns dann ein Wildhüter aufklärte, dass sie erst um 10 bis 11 Uhr, wenn es heiß wird, an den Wasserlöchern sind. Ja, und da waren sie dann, ganze Herden. Kühe mit ihren Kälbern, voller Würde die Großen, anmutig die Kleinen. In freier Wildbahn strahlen sie in ihrer majestätischen Pracht eine große Faszination aus. Später trafen wir auch noch auf zwei Bullen, die ja von Familie nichts wissen wollen und als Single ihre Runden ziehen. Den Abschluss meiner Reise bildete in Johannesburg/ Pretoria die Teilnahme als Fotograf beim Weltfinale des Danone Nations Cup, dem größten Fußball-Turnier der Welt für Kids von 10 bis 12 Jahre. Jedes Jahr kämpfen die Sieger aus 40 Ländern darum den Siegerpokal aus der Hand von Zinedine Zidane zu erhalten. Dieses Mal im Orlando Stadion war die Stimmung bei zigtausend Zuschauern aus Soweto und dem ohrenbetäubenden Lärm ihrer Vuvuzuelas besonders aufwühlend. Danach hatte ich auf einer Stadtrundfahrt die Gelegenheit etwas von Johannesburg zu sehen, die durchaus ansprechende Innenstadt wie die Villenvororte der Wohlhabenden. Während man als Tourist bei vernünftigem Verhalten nicht mit der Kriminalität konfrontiert wird, sollte man auf jeden Fall den Stadtteil Hilbrow meiden. Hier, wo hauptsächlich Immigranten hausen - es gibt Millionen aus Zimbabwe und anderen Nachbarländern -muss man sogar damit rechnen, dass einem das Handy vom Ohr gerissen wird. In Soweto aber sind wie in vielen anderen Townships die Wellblechhütten durch kleine Häuser ersetzt worden, die der Staat den Armen kostenlos übereignet hat. Es ist ein gewaltiges Projekt der Regierung bis zum Jahr 2014 alle Elendsviertel zu beseitigen und damit die sozialen Verhältnisse zu verbessern. Dazu ist es notwendig auch die große Zahl der Arbeitslosen weiter zu verringern. Wenn es dem Südafrikaner auch gerade mal nicht gut geht, er ist immer fröhlich, lacht und singt. Ich hatte befürchtet, dass es wegen der Apartheid vielleicht Ressentiments gegenüber den Weißen geben könnte - verständlich wäre es ja -, aber nichts ist davon zu merken. Außerhalb von Asien habe ich selten so nette gastfreundliche und hilfsbereite Menschen kennen gelernt. Ich bin von ihnen begeistert wie überhaupt von dem Land, eine neue Liebe. Auf baldiges Wiedersehen, tot siens! Informationen: Webseite der deutschen Gasthaus-Besitzer
Heiko Trurnit Oktober 2010
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